Weiterflug

Halbe Zukunft

Ich kann etwa fünf Stunden schlafen, das ist ok. Raphaela hat ein bisschen Kopfweh und Nackenschmerzen. Aber zumindest letztere lassen sich durch meine Finger ausbügeln.

Das Entertainmentsystem ist beeindruckend groß: Es gibt angeblich 137 Neuheiten... von über 1700 Filmen insgesamt! Da fällt einem die Entscheidung nicht leicht. Alleine die Filmvorschauen durchzuklicken ist aufwendig. Viel Auswahl macht wohl nicht immer glücklich, halt ein typisches Problem der westlichen Welt.

Als ich aufwache, erhalten wir einen kleinen Snack und dann schaue ich zwei Filme, The Survivalist mit John Malkovich, der etwas enttäuschend ist und Dune, der dafür wieder mehr als entschädigt. Ich denke, mit dem Setup aus Schlafen und Beschäftigungstherapie komme ich bestmöglich in den neuen Rhythmus - am Zielort ist es ja schon zwölf Stunden später als daheim.

Dann erhalten wir ein Frühstück - oder was auch immer, die Zeit ist mittlerweile ziemlich egal und so langsam nähern wir uns unserem nächsten Zwischendestination, Sydney!

Dort klappt mit dem Transit glücklicherweise auch soweit alles, lediglich einen Security-Check müssen wir - wie in Dubai - über uns ergehen lassen. Anscheinend vertrauen manche Länder oder Fluggesellschaften eingecheckten Passagieren nicht immer. Das mitgeführte Wasser muss dann immer weggeleert werden, um es zwanzig Meter weiter wieder bei einem Trinkbrunnen, die löblicherweise auf den von uns bereisten Flughäfen öfter vorhanden sind, aufzufüllen.

Als wir dann in Sydney im Boarding-Bereich auf unseren Abflug warten, bewegt sich eine schwarze Regenfront auf uns zu und es setzt ein Wolkenbruch ein. Währenddessen wird verlautbart, dass manche Flugzeuge nicht landen können und andere, wie unseres nach Christchurch, nicht starten. Wir warten einfach ab, so ein Sommergewitter muss ja nicht lange dauern. Und siehe da, eine dreiviertel Stunde später ist es dann soweit und wir fliegen, endlich zu unserer letzten Destination, Christchurch.

Volle Zukunft

Hier ist es nun 16:00 Ortszeit. Zu Hause dürften die meisten noch schlafen, denn dort ist es ja erst 04:00, ist schon arg. Knapp östlich von uns "beginnt" jeder Tag, zumindest zuerst hier.

Der Film "Samaritan" mit Sylvester Stallone des Board-Entertainments ist zwar wie erwartet keine schwere Kost, die Bedingungen ihn anzuschauen, machen ihn dennoch zu einem anspruchsvollen Film. Die Kopfhörerqualitat ist schlecht, das Flugzeug brummt und der Flug ist ziemlich turbulent. Raphaela ist schlecht und sie wirft immer wieder Kommentare ein von dem was sie sieht und versucht zwischendurch sich nicht zu übergeben bzw. zu sterben. Und der Captain, ja der erklärt uns alles mögliche, was wir nicht wirklich wissen oder kaufen wollen und zerstückelt mit seinen winzigen Nachrichten ebenso pausenlos das Video. Das hat sich nicht einmal Sylvester Stallone verdient. Habe ich schon erwähnt, dass der Touchscreen etwas heikel zu bedienen ist, und sich das ewige Starten und Pausieren des Films damit noch mühsamer gestaltet?

Als wir dann am Flughafen Christchurch ankommen, ist das Immigrations-Prozedere mehr als harmlos. Den im Flugzeug - und nicht in Wien vorab - beziehbaren Visumsantrag haben wir ausgefüllt und ein neuseeländische Grenzpolizist ist scheints gut aufgelegt und scherzt in Raphaelas Richtung, ob er mich den einreisen lassen solle. Ich habe den Scherz akustisch gar nicht verstanden, schade. Raphaela zögert erst, bejaht aber dann doch. Da Raphaela unsere Wanderschuhe vor der Abreise unter der Dusche mit einer Bürste gereinigt hat, sind sie fast sauberer, als wir sie gekauft haben. Daher gibt es auch hier keinen Grund, warum wir das schöne Land nicht bereisen dürften. Auch Hundestaffeln warten keine auf uns - anders als damals in Auckland, die unser etwaiges Essen in unserem Gepäck liebend gerne zum Fressen gehabt hätten. Generell sind wenig Menschen auf dem kleinen Flughafen.

Danach wartet schon K., P.s Cousine auf uns. Sie ist vor vielen Jahren nach der Schulzeit nach Neuseeland gezogen. Vor ein paar Jahren, als sie wieder einmal in Österreich war, durften wir sie kennenlernen. Sie ist so nett, uns heute vom Flughafen abzuholen und zu unserem ersten Quartier zu bringen, eine über Airbnb gemietete Privatunterkunft.

Blick in das Wohnzimmer der Privatunterkunft am Nachmittag

Die lange Reise macht sich so langsam bemerkbar. Auf der bequemen Couch im Quartier sitzen zu bleiben, ist keine gute Idee. Einschlafen wollen wir auch noch nicht. Raphaelas der Müdigkeit geschuldeten Hang, einige Dinge, wie die Thermosflasche lautstark auf den Boden zu schmeißen, sollten wir Einhalt gebieten. Ein kleiner Einkaufsspaziergang für das morgige Frühstück bringt noch etwas Bewegung in unsere Körper, wir genießen die viel wärmeren Temperaturen als daheim.

Nach einer kleinen Mahlzeit im Quartier begibt sich Raphaela um etwa 22:00 ins Bett und ich schreibe noch etwas Tagebuch. Aber mehr als eine halbe Stunde schaffe ich nicht, dann fallen mir schon fast im Sitzen die Augen zu.

Copyright 2022 by Raphaela and Markus