Queenstown 3

Aufbruch von Queenstown

Heute heißt es Abschied nehmen von unserem schönen Quartier in Queenstown. Nachdem ich nun nicht mehr alle meine Aufmerksamkeit dem Hustenanfallmanagement und der ständigen Suche nach Taschentüchern widmen muss, ist auch wieder ans Autofahren zu denken. Und so übernehme ich heute das Steuer unseres Autos. Außerdem meint Raphaela, dass ich anscheinend schon wieder so fit bin, dass ich viele Scherze und Kommentare vom Stapel lasse, zu ihrem Leidwesen auch in ihre Richtung.

Ex-Goldgräber

Und so bewegen wir uns vorbei an den Orten Arrowtown und Cromwell und steuern dann den alten, sehr kleinen Goldgräberort Welshtown an. Wir beschließen, dort einen kleinen Spaziergang zu machen, vielleicht sieht man da ja noch etwas Interessantes. Als wir ankommen, ist die Vegetation zwar spärlich, lediglich dornige, aber grüne Büsche und etwas Gras prägen das Landschaftsbild. Flechten auf dem Boden zeugen davon, wie schwierig die Lebensbedingungen für Pflanzen hier sein müssen. Ah ja, und noch etwas, Raphaela hat Recht: es ist der 21. Dezember und es ist heiß, das ist schon etwas! Die Sonne scheint und kurze Hosen sind quasi Pflicht. Auf unserem Spaziergang entdecken wir allerlei alte - zur Sicherheit vergitterte - Mineneingänge und hie und da steht noch ein Karren aus Holz- und Metallteilen herum. Wie das geht, wo doch der Goldrausch etwa hundert Jahre her ist, ist mir ein Rätsel, sofern sie nicht nachträglich extra hergekarrt worden sind. Der Spaziergang bietet mehr Aussicht in die Gegend als historische Entdeckungen, aber die Schautafeln erzählen von den Maschinen und Mühen der Arbeiter, die hier einmal gearbeitet haben. Es ist buchstäblich der halbe Hügel untertunnelt worden, mit mäßigem Erfolg.

Die historische Umgebung, die sich die Natur zurückholt.

Beim Autofahren ist es übrigens sehr angenehm, dass nicht nur die Geschwindigkeitsbeschränkungen, sondern vor den Kurven auch die Empfehlung der optimalen Geschwindigkeit beim Durchfahren angegeben ist und nicht nur der Richtungspfeil. Und die Angaben sind unserem Eindruck nach sehr verlässlich. Natürlich variiert die tatsächliche Geschwingkeit, je nachdem ob man beispielsweise einen Camper fährt oder ein Auto wie unseres. Bei einem Camper wird man wohl zehn km/h abziehen, bei unserem ist ein Aufschlag von zehn bis fünfzehn km/h durchaus gerechtfertigt.

Bizarre Felsen

Wir zweigen von der Hauptstraße in eine Schotterstraße ab, dieses Mal sind die Querrillen so stark, dass sich die Durchfahrt mit unserem Auto anhört, als würden wir über eine Waschrumpel fahren, aber natürlich zu keiner Zeit auch nur den Hauch eines Problems darstellen würde. Ein Asiat in dem Auto vor uns bemüht sich, den Schlaglöchern auszuweichen, die für uns bei der niedrigen Geschwindigkeit nicht wirklich ein Problem darstellen. Vor lassen will er uns auf dem drei Kilometer langen Stück nicht, sei's drum. Am Ende der Straße sehen wir dann den Grund unseres Besuchs, die sogenannten Clay Cliffs. Das sind ziemlich tolle schroffe Fels- und Gatschformationen in Form von langen, dünnen Kegeln. Zum Schluss gehen wir noch zwischen zwei dieser Formationen hinein und es fühlt sich an, als ob man in einer oben offenen Säulenhalle stehen würde. Es ist lustig zu beobachten, wie sich vor allem Asiaten mit unbrauchbarem Schuhwerk bis hin zu Crocs und Sandalen den steinigen Pfad hinauf und hinunter gehen bzw. rutschen. Jaja, gute Sportschuhe und vor allem Trittsicherheit sind halt durch nichts zu ersetzen.

Die Clay Cliffs in einem schönen Licht

Danach setzen wir unseren Weg Richtung des Ortes "Twizel" fort und fahren nach dem Tanken gleich zu unserem heutigen Quartier, ein Bed and breakfast, nur ohne Breakfast - also ein Bed, oder so. Wir haben dafür eine Küche im Zimmer. Der Ort Twizel wurde, wie wir dann in dem Informationsmappe im Quartier später nachlesen, in den 1960ern erbaut, damit hunderte Arbeiter und ihre Familien das lokale Wasserkraftwerk erbauen können, das größte, das in Neuseeland gebaut werden sollte. Es war geplant, dass der provisorische Standort nach der Fertigstellung wieder abgerissen wird, aber sie haben nicht mit der Heimatverbundenheit der Arbeiter gerechnet, die nach 18 Jahren Bauzeit nicht wieder weg wollten und ich zitiere aus dem Informationsmappe die geschwollene Beschreibung:

" [...] however such was the desire of the workers and their families to remain in the majestic Mackenzie County that it was decided the town would be permanent"

Wir machen noch eine lustige Beobachtung am Supermarkt-Parkplatz: Wir sehen zwei Männer, die zu ihrem Auto gehen, einer davon hat eine Jacke, Hose und Haube an und auf den Füßen: nichts, er geht bloßfüßig!

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