Christchurch - Return

Abrundung

An sich hatte ich vor, bei ereignisloseren Tagen bzw. Schlechtwetter Themen einfließen zu lassen, die als Lückenfuller dienen sollten. Doch dazu ist es nicht gekommen. Daher erwähne ich sie einfach hier zum Schluss.

Vor- und Nachteile des Pickups

Manche meiner Erkenntnisse sind sicherlich der Tatsache geschuldet, dass unser Auto nicht neu ist bzw. einfach nicht so viel Schnickschnack aufweist.

Plus:

  • Es gibt viel Platz, im Fahrgastraum wie auch hinten auf der Ladefläche
  • Der Autoschlüssel, ja den braucht man fast nicht. Das Auto hat nämlich auf der Schnalle einen Griff, der das Auto zu- und aufsperrt - aber natürlich nur, wenn man den Autoschlüssel eingesteckt hat. Das ist wirklich sehr praktisch.
  • Bei meiner Größe brauche ich die Fußleiste zum Einstieg nicht, es ist also ganz anders als bei unserem Kleinwagen daheim, wo man zum Aussteigen aufstehen muss.
  • Bei Schotterstraßen verwendet man keinen Gedanken daran, ob man sie befahren, soll, sondern nur, wie schnell! Schlaglöcher sind auch kein großes Thema, bei der Reifengröße!
  • Der Gurt tut, was er tut. Er gurtet einen fest, so als ob die Gefahr bestünde, gleich aus dem Auto katapultiert zu werden. Als Beifahrer Dinge auf der Rückbank zu erreichen bzw. sich zu ducken, um aus dem anderen Fenster zu schauen, werden vom Gurt energisch abgelehnt. Man muss dazu schon viel Geduld aufbringen.
  • Die King-of-the-road Erwartungshaltung der anderen Verkehrsteilnehmer ist gegeben. Bestes Beispiel sind Fußgänger, wie eine Japanergruppe, die am Zebrastreifen nicht nur anhält, um uns weiterfahren zu lassen, sondern erst verschreckt umherblickt, nur um dann umzudrehen, priceless! Dass Autos eher die Vorfahrt haben als Fußgänger zeigt aber auch ähnliches Verhalten von anderen Fußgängern, die uns lieber fahren lassen, als die Straße zu überqueren.

Minus:

  • Die Lenkung auf Asphalt ist extrem unpräzise. Am Anfang machen wir den Fehler und lenken zu viel. Diese Lenkbewegungen müssen dann wiederum dauernd korrigiert werden. Daher gilt, weniger lenken und früh korrigieren. Schade, da lobe ich mir doch unseren Kleinwagen, dort ist das wesentlich besser gelöst. Auf Schotter hat man dieses Problem jedoch nicht.
  • Ähnliches gilt beim Beschleunigen. Bei dem Automatikgetriebe hier rört der Motor ziemlich lang und es tut sich...nichts. Erst dann, oft plötzlich, aber halt leider schrecklich verzögert und ruckartig, setzt sich das Ungetüm in Bewegung und leistet Vorschub - wenn er dermaßen "aufgeweckt" worden ist, dann dafür ordentlich. Das ist wie gesagt aber eher dem Automatikgetriebe geschuldet als dem Automodell.
  • Beim Fahren quietschen zwei aneinanderreibende Metallteile, es "zwitschert" rhythmisch. Vielleicht ist es der Verschluss der Ladefläche?
  • Damit kein Staub in die Ladefläche des Pickups eindringen kann, gibt es dankenswerterweise eine Gummidichtung. Der Stauraum ist also dicht, nicht? Mitnichten, nach der ersten Schotterstraße ist unser Gepäck von einer dicken, feinen Staubschicht komplett bedeckt, danke! Der Gummi ist wohl dicht, aber den Staubspuren nach zu schließen ist es die senkrechte Heckklappe wohl nicht.
  • Über den großen Wendekreis brauche ich wohl kein Wort verlieren.

Fazit: für die breiten Straßen hier ist das ein tolles Auto, gerade auf Staubstraßen, da fühlen wir uns sehr wohl. Für zu Hause ist das eher kein Auto für uns.

Da hierzulande Linksverkehr herrscht, ist auch das zu Fuß-Gehen mit Tücken versehen, zum Beispiel wäre es beim Überqueren einer Kreuzung aus Nähe liegenden Gründen ratsam, zuerst nach rechts zu schauen. Intuitiv ist es halt leider nicht, da man in dieser Fortbewegungsart noch mehr eingefahrene Automatismen anwendet. Zu Beginn des Urlaubs ist mir dazu folgender Vers eingefallen, den ich hier zur allgemeinen Erheiterung aufschreiben will:

Erst links, dann rechts, dann g'rade aus, so kommst du sicher ins Leichenschauhaus.

Gewagter und daher ironischer Kulturvergleich

Diese Gedanken habe ich relativ am Anfang unseres Urlaubs angestellt.

Jetzt ist es, wie weiter oben schon überlegt, Zeit für eine kurze, zugegebenermaßen oberflächlichliche - nicht, dass mich nachher jemand festnagelt - Betrachtung der neuseeländischen Lebensweise. Mich erinnert vieles an kanadische und wohl generell anglo-amerikanische Lebensweise bzw. Commonwealth-Verhältnisse, angefangen von der englischen Sprache, den Schachbrett-artig angelegten Stadtgrundrissen, den langen, geraden Straßen, der zumindest dem Eindruck nach nicht für die Ewigkeit gemachten und wahrscheinlich den häufigen Erdbeben geschuldeten Hausbauweise mit Container-Charakter, Motels mit Drive-in vor's Zimmer, sodass man sein Protzauto auch vom Häusel bewundern kann, bestimmten Warengruppen wie IPAs bei den Bieren überall, Walkers-Keksen in einer "Celebrating 70 years of Queen Elizabeth II"-Edition, Einkaufssackerleinräumer in manchen Supermärkten, und geht über Burger und Fish and Chips überall inklusive der daraus resultierenden Fettleibigkeit mancher Zeitgenossen hier, bis hin zu ehemaligen Goldgräberdörfern und den stark motorisierten Autos, um das eigene Boot oder Jetski ziehen zu können, sowie die kanadische Eigenart, sich ober der Hüfte mit Winter- und unterhalb mit Sommerbekleidung zu zeigen.

Hier muss ich aber auch einen Punkt machen und das Bild etwas abschwächen, denn gerade hier gibt es viele kleinere, japanische Automarken, das "please wait to be seated"-Gehabe inklusive der "Für heute Abend bin ich hier im Lokal ihr Leibeigener und der Deal ist Freundlichkeit gegen ein angemessenes Trinkgeld als zentraler Gehaltsbestandteil" ist weniger stark ausgeprägt und großen Packungsgrößen in den Supermärkten stehen zumindest auch kleinere Gebinde zur Seite.

Sehr erfreulich ist der stets freundliche Ton und wir haben auch gelernt, dass auf "How are you?" durchaus mit einem kurzen, ernstgemeinten Satz geantwortet werden kann oder das Gegenüber das sogar erwartet.

Danke

So, das ist nun wirklich das Ende. Wer es bis hierher geschafft hat, dem gratuliere ich. Wenn es mitunter sogar interessant oder launig war, freut es mich. Noch einmal danke ich Raphaela, die meine erste Leserin und Lektorin war, an der ich auch den einen oder anderen Lacher als Barometer für die Qualität der jeweiligen Beschreibung ablesen konnte.

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