Queenstown 2

Der Buchstabe S

Heute steigen wir in unser Auto und fahren den Lake Wakatipu, also den riesigen See entlang, an dem auch unser Aufenthaltsort Queenstown liegt. Der See hat die Form des Buchstaben S und ist unglaublich groß. Einen Teil haben wir ja schon auf der Herfahrt kennengelernt bzw. sind wir abgefahren. Jetzt ist der Westteil dran. Die schöne Uferstraße lädt immer wieder zum Stehenbleiben und Schauen ein. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde, bis wir das Ufer des Sees verlassen und uns den Bergen wieder nähern, wenn man das so überhaupt sagen kann, wenn man sowieso ständig von Bergen umzingelt ist.

Small is beautiful?

Der letzte Teil der Strecke ist wie so oft eine Schotterpiste. Sie ist in schönem Zustand und daher leicht zu fahren. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle die Beschreibung unseres Mietautos nachholen. Zu Hause haben wir beim Reservieren anders als sonst nicht die kleinste Klasse reserviert, da die Klasse "Kompakt-SUV" sage und schreibe einen Euro mehr pro Tag gekostet hat. Was kostet die Welt, wenn man schon um teures Geld um die ganze Welt fliegt, war unsere Überlegung. Der Mensch am Flughafen, der uns die Schlüssel ausgehändigt hat, meinte etwas von "Orange Car". Als wir das Auto dann auf dem Parkplatz gesucht haben, haben wir einen wirklich kleinen Japaner vorgefunden, der es nicht sein konnte. Unsere Blicke haben dann weitergesucht, weil das Auto vor uns konnte es ja unmöglich sein, oder? Vor uns stand ein stattlicher Pickup. Er hat sogar eine Metallklappe, damit man die Ladefläche versperren kann! Nicht, dass das unbedingt nötig wäre, denn es gibt ja auch zwei Sitzreihen, also Platz genug für uns beide. Was soll ich sagen, so kosten uns die Schotterstraßen einen mildes Lächeln, weil der gute Pickup mit Allradantrieb und allerlei Schnickschnack ausgestattet ist, um den blöden Fahrer und sonstige Insassen auf der Straße zu halten, wohl ungeachtet selbst der gröbsten Dummheiten. Das Lustigste ist, was andere Leute so tun, wenn sie uns in unserem Auto sehen. Gerade jetzt zum Beispiel: am Anfang der Schotterstraße lassen sie uns ungeschaut höflich vorfahren, weil sie wissen wie mühelos wir vorbeidüsen...können. Und werden. Gesagt getan, wir überholen und elegant cruisen wir mit dem Schlachtkreuzer zum Parkplatz. Die Staubwolken, die wir hinterlassen, sind nicht von schlechten Eltern. Bevor die Ode an das Auto - ja, es macht Spaß, den Pickup zu fahren - zu lang wird, folgt vielleicht noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt ein realistischerer Erfahrungsbericht zu den Vor- und Nachteilen.

Small is beautiful?

Am Ende der Schotterstraße angelangt, stellen wir unser Auto auf dem Parkplatz zum sogenannten "Routeburn Track" ab, einer an sich mehrtägigen Wanderung mit Übernachtungen. Wir haben nur vor, einen Teil der ersten Etappe abzuwandern, da wir ja schließlich am Abend wieder beim Auto zurück sein wollen.

Meiner Verkühlung geht es mittelmäßig, Barry und Cerberus stehen aber nach wie vor auf der Dacke. Aber ich konnte sogar durchschlafen. Das ist ein gutes Zeichen, finde ich und Herumsitzen geht bei dem teilweise sonnigen Wetter gar nicht. Dafür sind wir einfach nicht hergekommen.

Die Wanderung bewegt sich auf einer wie immer als Wanderweg getarnter einspurigen Forststraße, soll heißen es ist ungefähr so schwer, wie im Wienerwald zu gehen, nur haben sie halt nicht den Mumm, eine Forststraße daraus zu machen. Und obwohl es anfangs eben ist, darf man hier natürlich nicht mountainbiken. Das soll wer verstehen...

Falscher Dialekt

Am Anfang geht es wie gesagt relativ eben dahin, das kommt mir sehr entgegen. Wir gehen im dichten Wald, Farne links und rechts von uns. Auch unser Grey Warbler singt wieder sein bekanntes Lied. Doch Moment, es ist irgendwie anders. Da wir uns im hintersten Winkel, fernab von jeder Straße und Zivilisation befinden, scheint auch eine Vogelart wie diese bei der Melodie Eigenheiten zu entwickeln, die man im restlichen Land nicht so artikulieren, geschweige denn verstehen würde. Vergleiche mit anderen Spezies und Orten in der Heimat sind natürlich rein zufällig.

Die Hängebrücken über Flussläufe sind derer zahlreich und manche schwanken mitunter auch ganz schön, je nach Konstruktion.

Brücken am Weg

Später windet sich der Weg dann den Berg hinauf, schließlich können wir ja nicht den selben Weg wie der Wasserfall nehmen. Bald hat man auch von hier spektakuläre Ausblicke über das gesamte, riesige Tal.

Das weite Tal breitet sich vor uns aus.

Rauschendes Wasser

Durch die sehr großen Dimensionen zieht es sich etwas, bis wir dann doch auf der Routeburn Falls Hut ankommen, einer Hütte, wo viele Wanderer übernachten. Wir bestaunen erst einmal die schönen wasserreichen Wasserfälle und setzen uns dann mit schönem weitem Blick ins Tal auf einen Felsen und essen unser mitgebrachtes Mittagessen.

Beide Wasserfälle sprengen fast die Dimensionen des Fotos

Der Abstieg erfolgt auf dem selben Weg wie zu Beginn des Tages. Als wir zehn Minuten auf einer Wiese - ja, das gibt es auf Lichtungen manchmal auch - Pause machen, wollen uns ein paar Sandflies stechen. Das sind Insekten wie unsere Gelsen, nur hat ihr Stich einen größeren Juckreiz zur Folge. Bei einer Gelse gleicht die Einstichstelle einer Beule, bei der Sandfly ist es eher so, dass ein roter Punkt ist. Das Anwenden von Fenistil ist dann auch einfacher, weil man nichts verschmieren muss, sondern einfach mit der Tube die entsprechende Stelle direkt versorgt und schon ist man fertig. Wir sollten uns wirklich um ein passendes Abschreckung umschauen, das bei diesen Biester hilft.

Mit dem Auto fahren wir wieder die schöne Uferstraße zurück. um uns nach einem kurzen Stopp im Quartier ein Lokal in der Stadt zu suchen. Raphaelas Hunger lässt keine langmächtigen Experimente zu, ich kann gerade noch einen kurzen Rundgang durch zwei benachbarte Innenstadt-Straßen herausschlagen, bis wir dann schließlich eh das Lokal wählen, vor dem wir zu Beginn gestanden ist. Das Essen ist nicht herausragend, das Bier ebensowenig, ist aber sicher zu großen Teilen meinem reduzierten Geschmackssinn geschuldet. Aber wir werden satt und können unseren langen Tag zufrieden abschließen. Lustig ist es, die meisten Kiwis zu beobachten: es hat fünfzehn Grad draußen und wir gehen mit langer Hose und leichter Jacke hinaus. Die Einheimischen haben meist Flip Flops und kurze Hose an, Jacken scheinen in diese Jahreszeit nicht zu passen - es ist ja fast Sommer!

Copyright 2022 by Raphaela and Markus