Queenstown 1

Heute einmal alles bitte

Zumindest Wetter-technisch hat der heutige Tag so einiges zu bieten, Sonne, Wind, Regen und Schnee! Aber der Reihe nach.

Mit kräftigem Husten wache ich um 04:45 auf und gehe ins Bad und husten mich dort aus, um Raphaela weniger zu stören und nehme ein Medikament, damit ich mit weniger Hustenreiz weiterschlafen kann. Das funktioniert auch halbwegs.

Später, um 7:45 beim Weckerläuten lacht die Sonne in unser Quartier bzw. heizt das kleine Zimmer dermaßen auf, dass ich gleich nach einem Hustenanfall einmal lüften muss, damit wir keinen Hitzeschock erleiden. Raphaela meint, sie habe in der Nacht im Bett trotz meiner Befürchtungen kein Husten vernommen, sei aber dann aufgewacht, als Barry White offensichtlich im Bad durch Cerberus, der laut gebellt bzw. gehustet hat, unterstützt worden ist. Soviel dazu, wie sich meine Verkühlung entwickelt. Blöd nur, dass wir nur Doppelzimmer gebucht haben - und jetzt haben wir Barry und einen Hund an der Backe!

Beeindruckender Blick von unserem Zimmer mit kleiner Loggia

Die Conclusio: keine große Tour für mich heute, aber solange kein Fieber im Spiel ist, geht das schon. Nach unserem Aufbruch wollen wir eine Mautstraße hinauf in die "Remarkables" fahren. Das ist ein Bergmassiv, das hier im Winter als Skigebiet genützt wird. Dass sie hier im Sommer auch zehn Dollar Maut verlangen, echauffiert mich anfangs. Maut wird per Kreditkarte bezahlt und der Schranken geht auf. Los geht's die Serpentinen hinauf. Das letzte Stück ist Schotterpiste, aber wir landen wohlbehalten im Talkessel, wo im Winter die ganzen Lifte zusammenlaufen. Meinem eher niedrigen Fitnesslevel durch Verkühlung angepasst, haben wir uns eine sehr kleine Wanderung hinauf über die Bergkuppe überlegt, von der aus wir den See und die Umgebung sehr gut sehen sollten.

Als wir weiter hinaufgehen, kommen wir sogar an einigen Schneefeldern vorbei, kein Wunder, wir sind ja hier auch auf 1900 Meter Seehöhe.

Schnee im Frühsommer

Bei der Kuppe angelangt, kommt leider die Ernüchterung - wir sehen dank Nebel leider so gut wie gar nichts von dem schönen Panorama Richtung See. Somit heißt es Absteigen. Unten war der Blick ja frei. Aber Moment, so einfach geht das nicht. Da auf der Karte ist doch ein See eingezeichnet, Alta (also der See)! Da es keinen Verbindungsweg gibt, hat ein Wanderführer doch tatsächlich vorgeschlagen, dass fitte Wanderer zuerst unsere Tour und danach die Tour zum See Alta machen. Sicher nicht. Das Gestein besteht eher aus größeren Steinen, sodass Raphaela und ich uns bald einig sind, uns selber einen Weg zu suchen, einen steinigen Weg! Gesagt getan, ich tue mein bestes im Tempelvorhüpfen, Raphaela hüpft nach. Wir kommen gut voran und nach etwa zwanzig Minuten etwa auf der selben Höhenschichtlinie sehen wir ihn, Lake Alta! Es ist ein hübscher Gebirgssee und da es hier sehr windig ist und ein wenig regnet, machen wir uns an den Abstieg, nicht ohne die vielen kleinen Gebirgsblumen un hübsch anzusehenden Moose zu bemerken.

Mit dem Auto suchen wir uns weiter unten, wo das Wetter - trotz Frühsommer - weniger winterlich und neblig ist, einen guten Rastplatz für unser mitgebrachtes Mittagessen. Und der Platz hat es in sich, weil er gute Aussicht bietet, windgeschützt ist und das wichtigste: einen Spielplatz von oben darstellt, wie man es damals als Kind auf diesen Matten mit den aufgezeichneten Straßen und Gebäuden gekannt hat. Es gibt so viel zu sehen, dass einem die Augen übergehen. Es ist ein Bach oder eher Fluss zu sehen, über den manchmal ein Jetboat die Flussmäander düst. Im Bachbett, das sehr flach ist, ist ein Bagger zu sehen, der Schotter auf einen LKW kippt, der, wenn er dann voll beladen ist, durchs Bachbett ans Ufer fährt. Der Miniaturstraßenverkehr ist natürlich auch nett anzusehen. Highlight ist sicher der Flughafen, wo einige Flugzeuge unter uns vorbeifliegen und landen. Die Rollbahn ist fast zu kurz, denken wir uns. Ah ja, das Bergpanorama wäre ja auch noch. Kurzum, das innere Kind lebt, und wie!

Alles Miniatur...

Nach all den Erlebnissen ist es erst Nachmittag und wir fahren wieder hinunter. Wie geht jetzt der Schranken wieder auf, ohne Mitarbeiter? Ah, er geht offensichtlich automatisch auf, nachdem eine Kamera das Nummernschild fotografiert bzw. gescannt hat, sehr gut. Wir beschließen, noch zu einem weiteren See, dem Moke Lake zu fahren. Das ist ein kurzer, mit dem Auto leicht zu erreichender schöner See, den wir zuerst auf Asphalt und dann auf einem kurzen Schotterstück erreichen. Es sind ein paar Stellplätze für Camper vorhanden, die offensichtlich in neuseeländischer Manier den windigen Wetterbedingungen trotzen. Die Umrundung zu Fuß dauert uns zu lange, daher spazieren wir nur ein bisschen das Ufer entlang, sodass wir auch den zweiten Arm des Sees entdecken.

Ringsherum sind wie immer viele Schafe. Es ist interessant zu beobachten, dass man die Schafe in drei nicht ganz gleichverteilte Gruppen einteilen kann. Der Test ist, einfach auf der Schotterstraße direkt an ihnen vorbei zu fahren, also nicht sehr schnell. Die Mutigen fressen einfach weiter und schauen vielleicht kurz auf. Die Ängstlichenn sehen das Auto und nehmen recht bald reißaus. Und die Gruppe dazwischen schauen zuerst mutig, nur um dann noch schneller zu flüchten - schließlich haben sie ja Zeit beim Mutig-Schauen verloren. Außerdem gibt es geschorene Schafe und noch viele mit dichtem Fell. Gerade bei den Kleinsten ist das echt herzig anzuschauen, wie sie manchmal nicht ganz trittsicher dahin wackeln. Kindchenschema zieht immer, sodass auch wir uns genötigt sehen, zwei Mal stehen zu bleiben - was schreibe ich - sogar kurz zurückschieben!

Der schöne Moke Lake

Habe ich zuviel versprochen? Wir hatten alle Wetterphänomene dabei und haben heute viel gesehen.

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