Wanaka 2

Gegen Westen

Der heutige Tag beginnt gemütlich, denn wir dürfen statt wie hier üblich um 10:00 eine Stunde länger beim Frühstück herumtrödeln. Das Wetter ist heute bedeckt, gestern war es viel besser. Heute ist glücklicherweise eh ein Fahrtag. Nachdem wir unsere Sachen ins Auto geladen haben, fahren wir los. Heute ist die Fahrt insofern spannend, als wir uns an die Alpenquerung wagen und den westlichen Teil der Insel anpeilen. Die Straßenverbindung ist ganz kanadisch angelegt - alle paar zig Kilometer gibt es eine Sehenswürdigkeit, bei der es einen Parkplatz gibt, wo man das Auto abstellen kann, man dann meistens gar nicht lange gehen muss und dann rasch, nachdem man sich die Füße vertreten hat, wieder ins Auto setzt und weiterfährt.

Der erste Halt sind die Blue Pools, eine etwas überbewertete Stelle, wo zwei Flüsse zusammenfliessen. Am Ende des einen hat sich eine große Vertiefung gebildet, die einem winzigen See gleicht. Je tiefer der See, desto türkiser ist das Wasser, das ohnehin schon eine Definition der Farbde türkis darstellt. Weiter geht es eine Zeit lang mit dem Auto und wir kommen zu den Fantail Falls, die mir persönlich viel besser gefallen, ein kleiner Wasserfall, der hübsch anzusehen ist, obwohl das Wasser nicht ganz so türkisfarben ist.

Raphaelas Verkühlung ist zwar schon vorbei, nur ihr Ohr macht ihr etwas zu schaffen. So übernehme ich das Lenkrad für den Rest des Tages.

Wir passieren einige Brücken, die meist einspurig sind. Nachher bleiben wir manchmal stehen, um uns die Brücke oder den Bach darunter anzuschauen, da das oft spektakuläre Blicke auf die Landschaft oder den reißenden Fluß darunter ermöglicht. Den bald darauf folgenden Thunder Creek Fall sehen wir mangels Bachüberquerung nur vom anderen Ufer.

Einspurige Brücke beim Haast-Pass

Haast Pass

Wir befinden uns auf dem Haast Pass, benannt nach dem Entdecker der Route. Diese Verbindung war schon ein alter Maori-Pfad und wurde erst - als nicht Kutschen-fähige Straße ausgebaut, erst in den 1920ern als befahrbare Schotterstraße erweitert und erst in den 1990ern komplett asphaltiert. Man kann sich so ein gutes Bild davon machen, wie wichtig diese Verbindung ist bzw. wieviele Menschen hier leben.

Dann verpassen wir die zwei letzten Wasserfälle und umdrehen mit dem Auto ist auch nicht so leicht möglich, also fahren wir weiter. Doch der Hunger ist nun um fast 15:00 schon groß, doch in dieser einsamen Landschaft sind nun weder Sehenswürdigkeiten noch Aussichtspunkte auf unserer Karte eingezeichnet. Wir sehen uns schon auf dem Parkplatz unsere mitgebrachte Jause essen. Als wir stehen bleiben, erkunden ich den Parkplatz. Wir befinden uns neben dem Haast River, einem Fluss mit riesigem Bachbett. Der Fluss ist zwar groß, doch das ihm zur Verfügung stehende Bett mit vielen Schotterbanken ist viel größer. Leider gibt es da kein Hinunterkommen - oder doch? Ich sehe einen kleinen, verwilderten Abgang. Und ein paar Meter weiter durch das Dickicht sehe ich, dass ich auf einen alten, zugewachsenen Weg gestoßen bin. Ich gehe wieder hinauf und nehme Raphaela und unseren Proviant mit. Und siehe da, wir finden einen tollen Platz, wo wir die Bergkulisse und den Fluss gut überblicken. Überhaupt ist die Landschaft viel grüner und mit viel mehr Bäumen ausgestattet als noch auf der Ostküste. Außerdem ist das Wetter irgendwie sonniger.

Weites Flussland knapp vor der Westküste

West Coast

Auf der Weiterfahrt verstärkt sich der Eindruck und als wir auf der normalerweise absolut verregneten Westküste ankommen, erleben wir: reinen Sonnenschein und freundlichstes Sommerwetter. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Wir stoppen ein paar Mal am Meer und es ist richtig heiß. Es gibt hier auch keinerlei Orte oder überhaupt Zeichen von Zivilisation. Selbst Tankstellen gibt es hier keine.

Strandabschnitt bei Flut

Gegen Abend wird die Straße kurviger und wir passieren den Ort Fox Glacier, um dann endlich den Ort Franz Josef zu erreichen. Der Ort wie auch der Gletscher heißt wirklich so und der Entdecker hat natürlich auch die entsprechenden Honorierungen des Kaisers erhalten.

Nach einem kurzen Einkauf im einzigen, kleinen Supermarkt und dem Besuch eines netten Lokals und einem guten Abendessen gehen wir voller vielfältiger Eindrücke schlafen.

Lokal im Ort Franz Josef

Fun Fact of the day: damit den geschätzten Lesern klar ist, in welchem entrischen Ort der Welt wir uns befinden, sei dieser Hinweis in der Hotelbroschüre zugänglich gemacht, ich versuche eine Übersetzung:

Bitte seien Sie gewahr, dass der Internet-Empfang auf der Westküste durch atmosphärische Störungen unterbrochen werden kann.

Heißt das, etwa dass die Neuseeländer lieber Satteliten-Internet verwenden, als ein Kabel von der Ostküste zu verlegen?

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